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Friseure in anderen Kulturen
Wer zu Gast in fremden Kulturen ist und dort die Frisierkunst kennenlernen möchte, muss nicht nur zuweilen eine hohe Leidensbereitschaft mitbringen, wenn Wünsche über das Schneiden und Rasieren hinausgehen. Es gilt auch, kulturelle Ursprünge und westliche Einflüsse voneinander zu trennen. Gerade in Touristenzentren laden Salons ein, die westliche Standards mit kaum mehr als einem Hauch ureigener Kunst verfeinern.
Friseure in der Türkei und in Indien: reine Männersache
Das gilt teilweise für die Türkei, in der „Mann“ es traditionell nicht gewohnt ist, dass Frauen in der Öffentlichkeit an Körperhygienemaßnahmen beteiligt sind. Doch es kommen eben auch Urlauberinnen, die nicht nur günstig einkaufen wollen, sondern auf einen preiswerten Friseurbesuch hoffen. In der Nähe der Touristenhochburgen gibt es daher zunehmend jene orientalisch angehauchte Salons, die das gesamte im Westen übliche Programm liefern. Der Besuch lohnt sich, denn die Besonderheiten wie das Epilieren mittels Bindfaden oder brennender Wattebäuschchen, das Massieren der Kopfhaut vor der Haarbehandlung und die ausgesuchte Höflichkeit gibt es hier dazu, ohne das luxuriöse Extra teuer bezahlen zu müssen. Auch die penible Korrektur von Augenbrauen, Nasen- und Ohrenhaaren sind meist inklusive. In der Türkei geht „Mann“ üblicherweise ausgesprochen gepflegt auf die Straße. Hier zeigt sich der gesellschaftliche Status. Doch der Gast des Barbiers oder des Stylisten soll nicht nur mit akkurater Haarschneidekunst werben. Er soll auch entspannt sein, wenn er in die Öffentlichkeit tritt.
Obwohl hier eine völlig andere Kulturgeschichte anzutreffen ist, zeigen sich durchaus Parallelen zwischen Indien und der Türkei. In den Salons der indischen Städte sind Stylisten daran interessiert, dem Gast die beste Pflege und Hege angedeihen zu lassen, die nur irgend möglich ist. Allerdings gibt es auf den Märkten und den Straßen Alternativen. Dort finden sich auch Barbiere, die die körperliche Pflege am Kopf in ähnlich selbstverständlicher und preiswerter Weise praktizieren, wie sich etwa die amerikanischen Schuhputzer dem Schuhwerk der Passanten widmen. So geht man hier öfter zum Barbier. Wie in der Türkei ist das Haarschneiden in der Öffentlichkeit traditionell eine Tätigkeit, die Männer an Männern verrichten. So sehr muss das nicht verwundern; es gibt auch in Deutschland noch Orte, in denen es „nicht möglich ist“, dass eine Frau einem Mann im Frisiersalon die Haare schneidet. Es zeigt sich, dass in vielen Kulturen der Vorgang der Kopfhaarpflege und Rasur beim Mann Teil des öffentlichen Lebens ist, während man Frauen dabei nicht zusehen darf. In manchen Ländern erledigen dies die Frauen zu Hause; in anderen ist der Damensalon zuverlässig blickgeschützt.
Bei der Friseureinrichtung gibt es natürlich große Unterschiede zu unseren hochmodernen westlichen Frisiertempeln. Waschanlagen, Bedienplätze mit riesigen Spiegeln oder fließend Wasser sowie Elektrizität sucht man hier vergebens. Die Saloneinrichtung auf den Straßen Indiens beschränkt sich im besten Falle auf einen kleinen Holzstuhl, einem kleinen Beistelltisch und einem kleinen Spiegel an einer Mauer. Es ist auch durchaus üblich, das Friseur und Kunde einfach auf dem Boden sitzen.
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Westlich, gemütlich und modern: Friseureinrichtung in Russland
Die westlichen Einflüsse und die Freude auf Geld bringende Touristen machen es nicht leicht, zu entscheiden, ob die helle Freude beim Eintreten in einem russischen Salon alltäglich ist. Die schiere Größe und das moderne, aber freundliche und geradezu heimelige Ambiente erwecken allerdings den Eindruck, dass sich hier die Scherenkünstler selbst auch wohlfühlen.
Wenn es länger dauern darf: Friseure in Afrika, China und Brasilien
Fast grenzenlose Freude kann in einem Friseursalon in Ghana bis an die Eingangstür schwappen. Wer zum traditionellen Zöpfeflechten kommt, egal ob Mann oder Frau, sollte sich nicht wundern, wenn gleich fünf paar Hände am Kopf wuseln. Männer, die Zöpfe möchten, sind allerdings extrem selten Einheimische. Dafür können sich selbst Frauen aus ärmeren Schichten die teilweise sehr aufwändige Prozedur leisten.
In Uganda lassen die Frauen nicht das eigene Haar zu Zöpfen flechten, sondern es werden aufwendige Frisuren aus Kunsthaar erstellt. Diese müssen auch bis zum nächsten Friseurbesuch halten, denn für gewöhnlich trägt die Frau in Uganda Ihre Kunsthaare bis zu drei Wochen auf dem Haupt, ohne sie zu kämmen und zu waschen. Um ein solches Kunstwerk zu erstellen braucht es natürlich Zeit, daher kann ein Friseurbesuch in Uganda eine ganztägige Beschäftigung sein.
Nicht nur in Afrika, auch in China lässt man sich gerne Zeit beim Friseur. Hier wird aber nicht das Schneiden zelebriert, sondern das Waschen der Haare. Über eine halbe Stunde kann das Massieren und Shampoonieren dauern, ehe zur Schere gegriffen wird. In China gibt es hauptsächlich männliche Friseure, deren Friseursalons früher fast ausschließlich dem Staat gehörten, heute schwinden diese Salons allerdings immer mehr.
Auch in südamerikanischen Ländern wie Brasilien muss man beim Friseurbesuch nicht lange auf eine Behandlung warten. Der Coiffeur aus der Schweiz würde vom Kunden mehr Geld und sich weniger Zeit nehmen. Der Stylist in Sao Paulo lässt sich dagegen nicht aus der Ruhe bringen, bis das Werk perfekt ist.
Mein Onkel ist derzeit auf der Suche nach einem Friseursalon. Dabei ist es gut zu wissen, dass es diese von Land zu Land auch unterschiedlich sind. Ich hoffe, dass er einen passenden Anbieter finden wird.
Es ist schon sehr interessant, wie die Friseursalons in anderen Ländern ticken. Leider hatte ich bisher nicht die Gelegenheit, eins woanders zu besuchen. Aber ich werde das definitiv nachholen.